Get a little help with your words

"Get a little help with your words" ist eine Methode für das Legasthenietraining der Fremdsprache Englisch. Basierend auf den erprobten Techniken des multisensorischen Lernens und des Gedächtnistrainings nach ganzheitlicher Methodik werden die verschiedenen Bereiche des Erlernens der Fremdsprache Englisch in einer Weise vermittelt, die Menschen mit LRS / Legasthenie ermöglicht, erfolgreich zu lernen.

Im Mittelpunkt steht der systematische Aufbau der englischen Rechtschreibung. Die Erarbeitung des Lesens beziehungsweise Verschriftens der Laute in der englischen Sprache ist eingebettet in einen ganzheitlichen Sprachenunterricht mit seinen unterschiedlichen Bereichen (Hörverstehen, Sprechen, Verständnis von Grammatik und Satzbau, Textverständnis und Verfassen eigener Texte). Das Ganze geschieht unter Berücksichtigung der individuellen Stärken und Schwächen des Schülers sowie seiner emotionalen Situation. Die Schule und das soziale Umfeld des Schülers werden in das Training mit einbezogen.

Was ist LRS / Legasthenie?


Medizinische Definition
Verschiedene Fachgebiete befassen sich mit den Schwierigkeiten, die beim Erlernen des Lesens und Schreibens auftreten können. Hier die medizinische Definition aus dem ICD-10-WHO (2005):

"F81.0 Lese- und Rechtschreibstörung

Das Hauptmerkmal ist eine umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Leseverständnis, die Fähigkeit, gelesene Worte wieder zu erkennen, vorzulesen und Leistungen, für welche Lesefähigkeit nötig ist, können sämtlich betroffen sein. Bei umschriebenen Lesestörungen sind Rechtschreibstörungen häufig und persistieren oft bis in die Adoleszenz, auch wenn einige Fortschritte im Lesen gemacht werden. Umschriebenen Entwicklungsstörungen des Lesens gehen Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache voraus. Während der Schulzeit sind begleitende Störungen im emotionalen und Verhaltensbereich häufig."

"F81.1 Isolierte Rechtschreibstörung

Es handelt sich um eine Störung, deren Hauptmerkmal in einer umschriebenen und bedeutsamen Beeinträchtigung der Entwicklung von Rechtschreibfertigkeiten besteht, ohne Vorgeschichte einer Lesestörung. Sie ist nicht allein durch ein zu niedriges Intelligenzalter, durch Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar. Die Fähigkeiten, mündlich zu buchstabieren und Wörter korrekt zu schreiben, sind beide betroffen."

Die medizinische Diagnose spielt für die betroffenen Familie eine große Rolle. Ohne sie gibt es keine finanzielle Unterstützung für Therapien für die deutsche Sprache und keinen Nachteilsausgleich in der Schule. Für das Legasthenietraining der Fremdsprache Englisch spielt die medizinische Diagnose insofern eine wichtige Rolle, dass ein Nachteilsausgleich für das Fach Englisch nicht ohne eine solche medizinische Diagnose gewährt werden kann.

Es ist davon auszugehen, dass ein Kind, dass die oben genannte Diagnose erhalten hat, weil es Schwierigkeiten mit dem Lesen und/oder Schreiben hat, auch Schwierigkeiten mit dem Erlernen von Fremdsprachen haben wird.

Es kann auch sein, dass ein Kind, dass Schwierigkeiten mit dem Lesen und/oder Schreiben hat und in der Folge auch Schwierigkeiten im Fach Englisch, diese Diagnose nicht erhält, weil die Testergebnisse an der Grenze lagen. Auch diesen Kindern kann mit einem Legasthenietraining der Fremdsprache Englisch geholfen werden, die Schwierigkeiten im Fach Englisch zu überwinden oder zumindest abzumildern.

Legasthenietraining nach der AFS-Methode


In meiner Ausbildung zur Legasthenietrainerin beim Ersten Östereichischen Dachverband Legasthenie (EÖDL) habe ich die Vermittlung des Lesens und Schreibens mit Hilfe der AFS-Methode gelernt. Diese Methode wurde entwickelt, um legasthenen Kindern das Erlernen des Lesens und Schreibens zu ermöglichen. Sie bildet die Grundlage meiner Arbeit als Legasthenietrainerin.

Das A steht für die Stärkung der Aufmerksamkeit. Das F steht für die Funktion. Dies bezieht sich auf Training der Sinneswahrnehmungen. Das S steht für Symptom. Hiermit sind die Fehler gemeint.

Beim EÖDL wird die Ansicht vertreten, dass das legasthene Kind in Bezug auf das Erlernen des Lesens und Schreibens in allererster Linie in die Hände eines pädagogisch geschulten Legasthenietrainers gehört und nicht zu einer Therapie bei einem Arzt oder Psychologen.

Legasthenie wird als eine besondere Art der Informationsverarbeitung gesehen und nicht als eine Krankheit oder Schwäche. Die Legasthenie wird abgegrenzt gegenüber LRS, Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten ohne Beteiligung der Sinneswahrnehmungen, also zum Beispiel durch seelische Belastungen entstandene Schwierigkeiten. Während diese meist vorübergehend sind, bleibt eine Legasthenie ein Leben lang.

Um als Legasthenietrainer zu erkennen, wie im Einzelfall vorgegangen werden muss, geht die Ausbildung umfassend auf Lese-Rechtschreibschwierigkeiten verschiedener Art ein. Ein Diplomierter Legasthenietrainer wird auch bezüglich bestimmter Diagnosen, die häufig zusammen mit einer Legasthenie auftreten geschult. Hier sei vor allem das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit und ohne Hyperaktivität erwähnt (ADS, ADHS).

Andere sehen angesichts der Tatsache, dass das Lesen und Schreiben eine so wichtige Kulturtechnik ist und die Kinder durch ihre Teilleistungsstörungen so benachteiligt sind, die Legasthenie als eine erhebliche Störung an. Die Kinder brauchen dringend individuelle Hilfen, die auch finanziert werden müssen. Betroffene Eltern fordern finanzielle Hilfe sowie Nachteilsausgleich in den Schulen und in der Ausbildung ein.

Ich bewege mich mit meiner Arbeit in diesem Spannungsfeld dieser verschiedenen Sichtweisen und es ist nicht einfach diese schwierige Diskussion zu erklären. Ich möchte es den Betroffenen selbst überlassen, ob sie sich angesichts ihrer Schwierigkeiten als beeinträchtigt im Sinne einer Behinderung sehen oder als Menschen mit ganz besonderen Talenten, die eine besondere/andere Art der Informationsverarbeitung haben. Es hängt sicherlich ganz entscheidend von dem Schweregrad der Legasthenie und dem Lebensweg ab, den man gegangen ist, zu welcher Einschätzung man in dieser Frage kommt.

Dass die Jugendlichen, denen ich bei meiner Arbeit begegne, ganz besondere Menschen mit vielen Talenten sind, steht außer Frage. Auch wenn ein Mensch eine Krankheit hat, ist die Krankheit nur ein Teil von ihm und er ist ein besonderer Mensch. Ich möchte niemanden auf eine Krankheit oder Behinderung reduzieren. Ich nehme jede/n mit seinen Stärken und Schwächen an. Manche meiner Schüler haben zusätzlich zu ihrer LRS / Legasthenie noch andere Beeinträchtigungen. Für meine Arbeit zählt, dass ich einen Zugang zu ihnen finde und mit meinen pädagogischen Möglichkeiten etwas vermittle, das ihr Leben bereichert und ihnen hilft ihre Ziele zu erreichen.

Im Legasthenietraining für die Fremdsprache Englisch wie ich es verstehe, wird in vielfältiger Weise an der Stärkung der Aufmerksamkeit und der Schärfung der Wahrnehmungsbereiche gearbeitet. Am Ende dieses Textes steht, welche Ergebnisse ich im Unterricht mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen erzielen konnte.

An dieser Stelle möchte ich zunächst einmal die Worterarbeitung nach der AFS-Methode erläutern, die den ersten Schritt bildet, bevor die Spiele der Marke "Get a little help with your words" zum Einsatz kommen.

Worterarbeitung mit dreidimensionalen Holzbuchstaben


Mit dreidimensionalen Holzbuchstaben werden die Worte auf- und abgebaut. Die Unterschiede in der Laut-Buchstaben-Zuordnung zur Muttersprache Deutsch werden besprochen. Das Wort wird gelesen und seine Bedeutung wird erklärt. Hierbei spielt natürlich eine große Rolle, dass die Schüler bereits eine große Zahl von Wörtern kennen, wenn sie zu mir kommen. Das Training schließt an diese individuell ganz unterschiedlichen Vorkenntnisse an und berücksichtigt die Schwierigkeiten, die beim Lesen und Schreiben auftreten.

Beispiel: j-e-t und y-e-s

Ausgehend von einem solchen ersten Beispielwort suchen wir gemeinsam nach anderen Worten, die auch diesen Laut enthalten. Zum Beispiel: yes, yellow, yesterday. Es ergibt sich eine individuelle Wörterliste für jeden Schüler.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ganz ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich beim Legasthenietraining nach der AFS-Methode immer um ein ganz individuelles Training handelt, da eine Legasthenie immer ihre individuelle Ausprägung hat. Auch bei Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten mit anderen Ursachen halte ich es für äußerst wichtig, der individuellen Geschichte auf den Grund zu gehen und das Training ganz auf den einzelnen Menschen abzustimmen. Häufig kann keine eindeutige Erklärung für die Probleme gefunden werden und es gibt keine klare medizinische Diagnose. Dennoch kann ein pägagogischer Ansatz für eine wirksame Hilfe gefunden werden.

Materialien für den systematischen Rechtschreibaufbau in der Fremdsprache Englisch


In englischsprachigen Ländern gibt es vielfältige Materialien für ein Legasthenietraining der englischen Sprache. Diese eignen sich jedoch in den meisten Fällen nicht für deutschsprachige Schüler, da diese nicht über den Wortschatz von Muttersprachlern verfügen. Auch richten sich englischsprachige Materialien in vielen Fällen an Kinder, die das Lesen und Schreiben gerade erlernen und sind dementsprechend kindlich illustriert. Deutschsprachige Kinder sind älter, wenn sie Englisch lernen und können bereits lesen und schreiben. Ihr Wortschatz ist aber eben der eines Anfängers in einer Fremdsprache und nicht der eines Muttersprachlers. Sie haben bereits Lese- bzw. Rechtschreibstrategien erlernt, die jedoch, wenn sie sie für die englische Sprache anwenden, in eine Sackgasse führen.

Die Materialien zur Methode "Get a little help with your words" basieren auf dem Wortschatz deutschsprachiger Schüler. Der verwendete Wortschatz ist gewissermaßen eine Schnittmenge des in den gängigen Schulbüchern verwendeten Wortschatzes und dem Rechtschreibaufbau einiger in Großbritannien verwendeter Legasthenietrainingsprogramme.

"Get a little help with your words" besteht aus Wortschatzkarten, die in etwa 20 verschiedenen Spielen zum Einsatz kommen: Kartenspiele, Brettspiele, Memory in verschiedenen Varianten. Auf Arbeitsblätter wird bewusst verzichtet, da die Kinder bereits eine große Anzahl von Arbeitsblättern ausgefüllt haben, wenn sie zu mir kommen und dieser Blätter häufig schon überdrüssig sind.

Die Spiele zur Methode "Get a little help with your words"


Grundsätzlich ist die Idee hinter den Spielen, dass der Schwere der englischen Rechtschreibung eine spielerische Leichtigkeit entgegengesetzt wird. Jedes Spiel ist so aufgebaut, dass der Schüler, dem das Schreiben und/oder Lesen schwerfällt gegen den Mitspieler (in der Regel derjenige, der gut Englisch kann, der Trainer) durch Glück, Geschick oder ein gutes Gedächtnis gewinnen kann, was in der Praxis häufig geschieht. Es passiert häufig, dass spielfreudige Schüler nach der Stunde dem Elternteil, das sie abholt im Flur entgegenlaufen und rufen: "Wir haben die ganze Stunde nur gespielt und ich habe sie wieder total abgezockt." Ich bitte die Eltern noch einen Blick auf die auf dem Tisch liegenden Karten zu werfen und sie stellen fest, dass wir die ganze Stunde komplizierte Verben mit schwierigen Rechtschreibstrukturen geübt haben, z.B. bring-brought-brought, buy-bought-bought, think-thought-thought.

Die Gestaltung der Spiele ist optisch neutral. Es steht im Prinzip nur das Wort auf einer Karte und das ebenso neutrale Spielfeld liegt auf dem Tisch.

Das Training beginnt mit einfachen Grundmustern wie cat, hat, fat, mat und wird nach und nach erweitert und gelangt zu den schwierigeren Muster wie die in den oben genannten unregelmäßigen Verben.

Legasthenietraining oder Coaching?


Wenn zum Beispiel ein Vokabeltest ansteht, können auch die Wörter, die das Kind für den Test lernen muss im Spiel verwendet werden, um den Schüler beim Üben für den Test zu unterstützen. Grundsätzlich ist es aber so, dass der Kern des Programms darin liegt, dass der Wortschatz, den das Kind bereits in der Schule kennen gelernt hat, in bestimmte Wortgruppen eingeteilt und die Verschriftungsmuster der englichen Sprache aufgezeigt werden.

Es muss abgewogen werden, ob es im Rahmen des Trainings Sinn macht, bereits die Worte zu nehmen, die das Kind in der Schule für die aktuelle Lektion lernen soll. Je größer die Schwierigkeiten sind, desto sinnvoller ist es, zunächst bei dem Wortschatz zu bleiben, der sich lautgetreu im Sinne einer englischen Lautierung erarbeiten lässt.
Viele Kinder können jedoch bereits den Schulstoff bewältigen und es tut ihnen gut, in der Trainingsstunde für die in der Schule anstehende Aufgaben und Tests zu üben. Wenn zusammen mit der Familie die Entscheidung getroffen wird, näher am Schulstoff zu arbeiten, verlassen wir das Legasthenietraining und befinden uns im Bereich eines gezielten Coachings.

Spelling Patterns - Muster erkennen

Die englische Rechtschreibung enthält vielfältige Muster, die nach Häufigkeit des Auftretens sowie vom Einfachen hin zum Schwierigeren mit dem Schüler erarbeitet werden. Im Ergebnis des Legasthenietrainings für die Fremdsprache Englisch kann der Schüler die häufigen Muster auch in neuen Vokabeln erkennen und so den Stoff besser verarbeiten.

Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt Muster zu erfassen und ist in der Lage auf diese Weise erkannte Gruppen besser zu verarbeiten als viele Einzelteile, die keinem Muster folgen. In der Art und Weise, wie der Stoff in den Schulbüchern oder gewöhnlichen Texten dargeboten wird, können die Schüler häufig erst einmal kein Muster erkennen. Die Schüler nehmen mit großer Erleichterung zur Kenntnis, dass es doch Muster und Regeln in der englischen Rechtschreibung gibt.

Wörter, die nicht in gängige Muster fallen, werden in kleine Gruppen zusammengefasst und als so genannte "sight words" gelernt.

Weitere Themen, die Aufmerksamkeit erfahren, da sie besondere Schwierigkeiten in der englischen Sprache darstellen, sind gleich klingende Worte mit unterschiedlicher Bedeutung (homophones) und stumme Buchstaben (silent letters), die zwar geschrieben, aber nicht ausgesprochen werden.

Am Ende einer Unterrichtseinheit werden die Wörter noch einmal mit der Hand geschrieben oder getippt und als Liste mit nach Hause genommen. Die Listen bilden auch die Grundlage für das Tipptraining, das an den "ritter-magic-typing" Kurs anschließt. Die Schüler können aus einer Reihe von Schreibtechniken und Materialien wählen. Sie dürfen "abgucken" so lange sie das brauchen. Beispiel: Ich schreibe die Wörter der letzten Stunde noch einmal an die Tafel. Der Schüler ruft mir Wörter der gleichen Gruppe zu. Wir bilden Sätze mit den Wörtern und denken uns eine Geschichte aus, die wir uns bildhaft vorstellen. Dann tippt der Schüler die Wörter noch einmal am Computer. Er darf an die Tafel oder auf eine Vorlage auf dem Tisch schauen sooft er möchte.

Automatisierung von Grundlagen


Je häufiger ein Wort vorkommt, desto mehr Sinn macht es, es sorgfältig zu erarbeiten und zu üben, bis es schließlich im Gedächtnis verankert ist und schnell abgerufen werden kann. Wenn dieser Vorgang flüssig und wie selbstverständlich abläuft, spreche ich von Automatisierung. Die 100 häufigsten Wörter machen etwa 50 Prozent der Wörter in Texten aus. Diese Erkenntnis ist für die Schüler eine weitere Ermutigung.

Auch durch die im Spiel geübten Fähigkeiten (beispielsweise Wort auf der Karte schnell vorlesen und Karte dann ablegen), werden die Muster wiederholt geübt, bis sie automatisiert sind.

Im Verlauf des Trainings werden die Worte zunächst erarbeitet: das heißt, gehört, nachgesprochen, mit Holzbuchstaben gelegt, gelesen, anderen mit gleichen Mustern zugeordnet, bis sie schließlich auch beim legasthenen Menschen im Gedächtnis verankert und automatisiert sind.
Ähnlich ist das Training von wichtigen Grammatikbausteinen aufgebaut, die von vielen legasthenen Schülern nur schwer automatisiert werden können, hier als Beispiel die Umschreibung mit "to do".

Mir fällt im Umgang mit meinen Schülern immer wieder auf, dass sie durchaus ein gutes Sprachverständnis haben, dass sie aber bestimmte Grundstrukturen, die im Fremdsprachenunterricht am Anfang stehen und die Grundlage für die späteren Unterricht bilden, nicht automatisieren können. Deshalb nimmt die spielerische Wiederholung von Grundstrukturen einen breiten Raum auch in höheren Stufen des Trainings ein. Es dauert zum Teil sehr lange, bis diese Grundstrukturen so weit verinnerlicht sind, dass sie im Sprechen und Schreiben umgesetzt werden können.

Um den Zeitraum zu überbrücken, bis die Struktur automatisiert ist, verwende ich Materialien, die der Schüler zum Nachsehen heranziehen kann. Beispiel: Die Fragewörter werden immer wieder verwechselt. Der Schüler erhält ein "Lesezeichen", das er in sein Buch legt. Auf dem Lesezeichen steht die Aufzeichnung unserer Trainingsstunde zum Thema Fragewörter anschaulich und nachvollziehbar. So lange wie nötig fungiert das Lesezeichen als Hilfsmittel, damit der Schüler bei Übungen im Klassenverband mithalten kann. Nach einer Weile wird er das Lesezeichen nicht mehr brauchen.

Mit welchem Ergebnis kann ich rechnen?


Ich habe die Erfahrung gewonnen, dass die Schüler im Legasthenietraining große Fortschritte in allen Bereichen des Faches Englisch machen. So wie sie auch Lesen und Schreiben gelernt haben, erlernen sie mit der richtigen Unterstützung auch erfolgreich die Fremdsprache Englisch. Rechtschreibung und schriftlicher Ausdruck nehmen in der Schule einen großen Raum ein.

Im folgenden beziehe ich mich auf das, was in der Schule verlangt wird, um zu einem erfolgreichen Abschluss zu gelangen. Zweifellos würden einige meiner Schüler hervorragend in einem fremden Land zurechtkommen, wenn man sie dort "aussetzen" würde, weil sie sehr clever sind und gut kommunizieren können. In der Schule haben sie eine 5 in Englisch, weil sie das Lesen und Schreiben nicht ausreichend beherrschen.

Die Schüler bekommen durch die Erarbeitung der Laut/Buchstaben-Zuordnung Einsichten in den Aufbau der englischen Sprache, die nicht Teil ihres Schulunterrichtes sind. Die meisten gehen auf dieses Lernangebot ein und profitieren davon. Denen, die nichts damit anfangen können, mache ich ein anderes Angebot.

Je nach Art und Schwere Beeinträchtigung bleibt eine Restsymtomatik. Ein wichtiger Teil des Prozesses ist, die Symtome, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch da sind und unter Umständen ein Leben lang bestehen bleiben, zu akzeptieren und Wege zu finden diese zu kompensieren. Hier eine Vorstellung zu entwickeln, wie das im Einzelfall aussehen kann, gehört genauso zum Legasthenietraining, wie die Arbeit mit den Buchstaben.

Fast alle Schüler, die ich seit 2008 während der Sekundarstufe 1 über 2-3 Jahre begleitet habe, erlebten gute Lernfortschritte, die sich in ausreichenden bis befriedigenden Zensuren widerspiegelten. Das Verhalten der Lehrkräfte ist für den Erfolg der Maßnahme von entscheidender Bedeutung. Die betroffenen Schüler haben ein Recht auf einen qualifizierten Nachteilsausgleich. Es ist wichtig, dass die großen Anstrengungen, die die Schüler erbringen, in der Schule honoriert werden. Ist dies nicht der Fall, kommt es in vielen Fällen zu einer großen seelischen Belastung der Betroffenen und ihrer Familien.

Diejenigen, die zu mir kamen und bereits eine seelische Störung entwickelt hatten, haben viel Ermutigung erhalten, trotz allem den Mut nicht zu verlieren. Viele hassen Englisch, weil sie schon so viele Misserfolge und schlechte Noten bekommen haben. Deshalb ist es für mich immer eine besondere Freude, wenn mir die Eltern mitteilen, dass ihr Sohn oder ihre Tochter durch das Legasthenietraining wieder Freude an dem Fach gefunden hat.

Je schwerer die Ausprägung einer Legasthenie ist, desto mehr müssen ausgleichende Maßnahmen in den Vordergrund rücken und Hilfen gewährt werden. Dazu gehört: Vorlesen der Aufgaben, Assistenz beim Schreiben, zu lesende Texte als Audiodateien zur Verfügung gestellt zu bekommen. Die entsprechenden Maßnahmen sollten zusammen mit dem betroffenen Schüler und den Eltern erarbeitet werden.

Inzwischen blicke ich auf mehr als 10 Jahre zurück, in denen ich die Methode nach und nach entwickelt habe. Die Jugendlichen, die sich auf das Training eingelassen haben, haben inzwischen den Schulabschluss erreicht, den sie brauchten, um die Ausbildung zu machen, die ihrer Begabung entspricht. Einige sind für einige Zeit im Ausland gewesen oder haben das vor. Wir haben allen Grund zufrieden zu sein.